Welcome my dear spring!

Die Prognose war wieder einmal zu verlockend. Gegen 600km waren gestern angesagt bei knackiger Kaltluftthermik. Soll das wirklich so kommen?
Schnell die Wetterkarten geprüft und tatsächlich – ein leichtes Hoch mit kalter Luft sollen für heute das Wetter bestimmen. Also beste Voraussetzungen.

Schnell einen Aufruf im Verein gestartet und ein paar andere Thermiksüchtige liessen sich finden.

Kurz vor Elf den Hänger bei zwar tiefer, aber bereits guter Optik geöffnet.

Das Kribbeln war bald da. Ich wollte so schnell wie möglich in die Luft und endlich wieder knackige Thermik fühlen. Endlich wieder das Vario jubeln lassen. Zu lange ist es bereits her!

Mein Ventus war dann schnell aufgebaut und bereit. Nach über 50 Flügen und 200 Stunden letztes Jahr mit dem Ventus ist bereits jeder Handgriff in Fleisch und Blut übergegangen.

Um 12 Uhr an den Start gezogen – gut sah es bereits um 10 Uhr aus. An den Schlepper gehängt und bereits in 200m Grund war die Energie des heutigen Tages zu spüren. Dann aber auch die Ernüchterung. Ich habe mir ja einen gemütlichen Jura-Ritt vorgenommen, auch aufgrund der soliden Prognose. Jedoch war die Thermik da um 12 Uhr bereits breitgelaufen. Irgendwie war noch zuviel Restfeuchte da oder das Hoch wirkte ein bisschen weniger abtrocknend, als geplant. Nun gut, weiter Richtung Jura geschleppt, irgendwas wird ja dann da doch gehen.

Pustekuchen, nach einigen Minuten Üben und irgendwelchen abgestorbenen Schläuchen mit Steigwerten um 0.3m/s hatte ich keinen Bock mehr. Die Resthöhe habe ich für die Flucht in das Mittelland genutzt und beim Ostende des Neuenburgesees konnte ich dann immerhin mit gut einem Meter wieder auf Arbeitshöhe klettern.

Das hat dann gereicht, um um die TMA von Payerne zu schleichen und Richtung Fribourger Mittelland zu starten. In der Richtung wurden dann die Steigwerte immer besser. Endlich lagen auch mal gut zwei Meter pro Sekunde an und das Steigen verlief flüssiger. Die Basis machte bei über 1000m GND auch Laune auf mehr.

Die Optik sah Richtung Westen dann sehr knackig aus und so bin ich ohne grosse Probleme in Kürze in Montreux gelandet. Dabei hat natürlich auch die stramme Bise (ein kräftiger Nordostwind im Mittelland, oft bei Kaltluftlagen) mit 23-29km/h geholfen. Kurz vor Montreux bin ich dann auch noch in 4m/s integriert reingeflogen. Ich konnte kaum schnell genug die Kamera zücken, musste ich bereits die Höhe wegdrücken und runtertauchen, um nicht zu nahe in die Basis zu kommen. Mit 150km/h ging es weiter nach Montreux.

Am Seeufer standen ein paar wunderschöne Cumuli, die aber verdient werden wollte. Der Schlauch, den ich dann nach kurzem Suchen auch wirklich fand, hatte mehr der Charakter eines Rotors. Das war wie in einer Waschmaschine, immerhin kamen dann nach einer Weile Zentrieren um die 2m/s raus.

Dann Rückflug – dabei wollte ich noch versuchen, etwas in die Voralpen zu kommen. Dieser Entscheid sollte mir kurz nachher zum Verhängnis werden. Auf der südlichen Seite des Fribourger Mittellandes, wo ich durchflog, lief das Ganze in die Breite und grossräumige Abschattungen stellten in Kürze die Thermik ab. Zudem war durch die starke Bise die Orientierung nicht einfach, wo die Schläuche effektiv auslösen. Beim Greyerzersee haben mir dann zwei Greifvögel noch den Allerwertesten gerettet, hatte aber dort ein bisschen zu wenig Geduld, weil nur einen guten Meter pro Sekunde drin war. Ein bisschen zu früh bin ich weitergeflogen und habe dann auch noch eine sinkende Linie im Lee erwischt. Die Höhe war mir dann irgendwann nicht mehr genügend sicher nach Hause und ich habe ein bereits früh gesehenes und gewähltes Aussenlandefeld in Anspruch genommen.

Schön war es und dieser 4m-Thermikschlauch hat für alles entschädigt! 😍

https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=7019525