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Sturmtief Fabienne – spontan ist immer gut

Eigentlich bin ich heute nur kurz am Morgen auf den Flugplatz, um die DG500 Umschulung wegen der bevorstehenden Ziellandekonkurrenz zu machen. Aus zwei Gründen wollte ich am Mittag wieder weg sein: Viel Arbeit, die auf mich wartet sowie noch die letzten Anzeichen der vorangegangenen Grippe zum auskurieren.

Deswegen habe ich mich jetzt auch nicht so krass mit dem Wetter auseinandergesetzt, da es nur drei Schulungsflüge geben sollte. Bereits beim Schlepp war es aber sehr turbulent und wir hatten auf 1200m bereits rund 55km/h Wind. Okay - noch nicht viel dabei gedacht, bisschen rumgeturnt mit der Fluglehrerin und dann zur Landung angesetzt. Wieder am Boden ist dann noch ein alter Hase am Platz aufgetaucht. Plötzlich stand das Thema Welle zur Diskussion und es waren tatsächlich einzelne Rotorflusen und ein Wellen-Wolkenband auszumachen. Irgendwann nach einer halben Stunde rumdiskutieren habe ich mich dann spontan dazu entschieden, meinen geliebten Ventus aufzubauen und auf Wellenjagd zu gehen.

Der Ventus war schnell bereit und dann habe ich auch noch ein bisschen Wasser getankt, um gegen den starken Wind ein Argument zu haben. Bald hing ich dann am Schlepper und es ging tanzend raus Richtung Jura. Bereits ab 1200m wurde es ruhig, jedoch noch ohne verwertbares Steigen. Leider ging da meine Funktaste dann nicht und ich musste ohne Verständigung mit dem Schlepper bald klinken. Kurz den Einstieg gesucht, kläglich gescheitert und nach 30 Minuten auch bereits wieder gelandet - Wasser natürlich auch gleich wieder draussen (ja ich weiss, war sehr sinnvoll ;-) ).

Eigentlich bin ich dann direkt vor den Hänger gerollt. Dann habe ich auf Glidertracker ein anderes Segelflugzeug auf 3000m mit leichtem Steigen gesehen. Kurz darauf habe ich mir gedacht, «sch***** drauf, jetzt bin ich schon hier» und habe den Ventus erneut an den Start gezogen. Wieder ein sehr sportlicher Start, eher noch ein bisschen turbulenter als der erste Start. Na das kann ja heiter werden ;-) . Diesmal ging dann aber wenigstens die Funktaste noch, auch nach dem Start. Nun hat mich der Schlepper an den Chomont gezogen, in eine kleine Lücke in den Wolkenbändern. Da fing es dann leicht an zu gehen, musste dann aber gleich wieder klinken, weil die Wolkendecke im Weg stand. Diesmal war ich aber auf 1800m und somit besser im Spiel.

Dann gings endlich laminar mit 1.5m/s hoch, nur das Finden und Ausnutzen der Lücken war erst ziemlich schwierig. Dann habe ich mich anhand der Sonneneinstrahlung am Boden orientiert und jetzt ging es ab. 1-2m/s, laminar, einfach nur hoch. 2100m, 2300m, bei 2550m das erste Mal staunende Kraftausdrücke über den Funk übermittelt, nur um mit jedem weiteren Meter noch mehr über die sich ergebende Kulisse zu staunen. Den Ventus auf 80km/h ausgetrimmt und einfach mal nur noch genossen. Irgendwann war ich dann bei 3000m, dann flog ich ein wenig Richtung Westen und versuchte dann noch weiter in den Jura rein einzusteigen. Weiter hinten hatte ich aber nie mehr als 0.2m/s, der Wind nahm aber weiter zu, teilweise um die 90km/h, auch der Groundspeed fiel jetzt in den einstelligen Bereich.

Irgendwann ist mir dann die Lust vergangen, hinten an Les Eplatures immer zwischen 2250m und 2300m rumzuhangen und nicht mehr hoch zu kommen. Deshalb habe ich dann Richtung Platz abgedreht. Am Chasseral wurde es dann bockig - aha, Rotor. Innerhalb von 20 Sekunden hat der mich wieder in die Welle geschmissen und es ging wieder mit 2m/s hoch. Nochmals auf 3000m, gestaunt, genossen.

Jetzt war aber genug - Bremsen voll gezogen und Richtung Platz geschossen.

Was war das für ein geniales Schauspiel der Natur!

https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=6918095

 


Der erste Flugtag

Ich muss ja zugeben, genau so wie ich mich gefreut habe, war ich an diesem Samstag auch nervös. Meine damalige Partnerin hat mich zu meinem ersten Tag auf dem Flugplatz Grenchen begleitet und so sind wir pünktlich um 9 Uhr zum Briefing erschienen.

Die Wahl auf Grenchen und die SG Solothurn war zu dem Zeitpunkt ja sehr zufällig. Grund war schlicht und einfach, weil auf Geschenkidee ein entsprechender Gutschein verfügbar war (mehr in meinem vorherigen Post "Wie alles begann...") und dieser in der Nähe meines Wohnortes eingelöst werden konnte.

An dem Tag hatte ich ein bisschen Glück und im Nachhinein gesehen musste das wohl so sein... Das Wetter präsentierte sich als wunderbarer Herbsttag mit absolut ruhiger Luft und es war nur ein anderer Schüler auf dem Platz, was für mich viele Möglichkeiten zum Fliegen bot.

 

Erster Flugtag mit der ASK21
Erster Flugtag mit der ASK21
Aussicht auf den Jura
Aussicht auf den Jura
Aussicht über das Mittelland
Aussicht über das Mittelland

 

Die ersten Flüge habe ich mit dem Cheffluglehrer Hans Marthaler durchgeführt. Zeitgleich war seit kurzem Dominique Uebersax Fluglehreranwärter und ich wurde dann rasch zu seinem "ersten Schützling". Die grössten Teile meiner Ausbildung habe ich danach mit Dominique absolviert – hier auch gleich schon ein Merci für Dein Engagement, Dominique!

Das Schnupperpaket mit den fünf Flügen war dann rasch verflogen und Mitte Nachmittag stellte sich die Frage: Gleich weiterschulen oder erstmal noch drüber schlafen?

Ich habe mich dann für ersteres entschieden, auch noch mit tatkräftiger Überzeugungsarbeit von Hans.

An diesem Tag habe ich gleich meine ersten acht Schulungsflüge absolviert und dies war sicher ein toller Grundstein als Einstieg in die Segelfliegerkarriere.

Mit einem ganz grossen Glücksgefühl habe ich an diesem Tag den Flugplatz verlassen und wusste bereits: Ihr seht mich bald wieder!

Lies bald mehr zum weiteren Schulungsverlauf...


Wie alles begann...

Wie alles begann... Da muss ich vielleicht etwas in die Vergangenheit ausholen, was überhaupt alles an Flugverdächtigem in meinem Leben passiert ist...

Mein Vater war selber jahrelang Schlepppilot bei den Thuner Segelfliegern. Leider hat er Anfangs 90er mit dem Fliegen aufgehört und ich kann mich bis heute an keinen Flug mehr mit Ihm erinnern. Trotzdem wurde mir da wohl das erste mal erfolgreich das Flugvirus eingeimpft :)

Aufgewachsen bin ich mit diversen Fotos und Souvenirs von Grossvater's fliegerischer Karriere. Er war selber ein Flugpionier, Leiter der Fliegerstaffel in der Armee, hatte über 80 erfolgreiche Notlandungen und machte auf dem Jungfraujoch die erste Gletscherlandung der Schweiz.

So wurde ich dann noch mit der regelmässigen Teilnahme an Flugevents selber so langsam zum Flugbegeisterten. Dann als Jugendlicher folgte eine Zeit mit dem Modellbau als Hobby, das dann aber irgendwann wieder uninteressant wurde und deshalb liegen blieb.

Irgendwann im 2008 habe ich bei der Segelfluggruppe Bern einen Schnupperflug gemacht. An diesen kann ich mich nicht mehr so genau erinnern und so ganz total gepackt hat es mich offenbar noch nicht. Ich habe mich damals schon für die Ausbildung interessiert, dann aber auch aus Kostengründen dagegen entschieden. Das war aber dann doch irgendwie der Startschuss, weil von da an liess mich die Segelfliegerei nie mehr ganz los. Die Jahre habe ich dann mit Berichte lesen und Youtube Videos gucken verbracht. Zu der Zeit war das Video "Riding the Wave - Wave soaring" mein Lieblingsvideo – ich sollte erst später die effektive Faszination des Wellenfliegens erfassen. Damals war es für mich einfach ein tolles Video der Segelfliegerei, welches ich mir zig mal angesehen habe...

https://www.youtube.com/watch?v=OgAIXMUDr1w

Meine damalige Partnerin ist diese innere Sehnsucht nach der Fliegerei nicht verborgen geblieben. So kam es, dass dann irgendwann mal ein Schnupperpaket für das Segelfliegen von Geschenkidee als Geschenk reintrudelte. Dieses beinhaltete fünf Schulungsflüge am Doppelsteuer bei der Segelfluggruppe Solothurn.

Lies im nächsten Beitrag, was an dem ersten Flugtag passierte...

 

Titelbild Credits: Thorsten Bosch | flickr