Month: September 2018

Schwarzwald - Freund oder Feind?

Viele Sagen weben um den Schwarzwald. Gestandene, mehrfache Landesmeister bezeichnen den Schwarzwald als «Buch mit sieben Siegeln». Alte Hasen haben mich vor dem Schwarzwald gewarnt. Und auch mein Einstand mit dem Schwarzwald sollte grandios scheitern.

Als Schüler eines Schweizer Flugplatzes am Jura waren die Gebiete Schwarzwald, schwäbische Alb und Alpen immer ein Regiment für die alten Hasen. Ehrführchtig hat man den Erzählungen gelauscht. Wie man tief ankommt und sich reinarbeitet, wie man am Schluchsee Schläuche ausgräbt. Wie man durch den Luftraum in der Höhe eingeschränkt ist. Dabei habe ich immer versucht, mir aus den Informationen ein Gesamtbild zu erarbeiten. Immer mit dem Wissen, dass es für einen Neuling verdammt weit weg war.

Schon in meinen Anfängen als Streckenflieger bin ich mal ein bisschen gegen Nordosten vorgestossen, meist aber nicht viel weiter als bis an die Basler Luftraumgrenze gestossen. Mein Einstand mit dem Schwarzwald sollte auf eine ganz andere Art und Weise geschehen.

Im Winter 16/17 habe ich mit einer verrückten Aktion den Grundstein für meine Sucht nach Wettbewerben gelegt. Im Magazin «Segelfliegen» war ein ausführlicher Artikel über den Hahnweide Segelflugwettbewerb drin. Dieser hat mich so fasziniert, dass ich mich kurzerhand für die Hahnweide angemeldet habe. Und ich wurde sogar angenommen. Zu der Zeit hatte ich noch absolut keine Wettbewerbserfahrung, ich wusste noch nicht mal so ganz, wie ein Task ausgeschrieben wird. Auch wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass ich mich zu einem Wettbewerb mit extrem hohem Niveau angemeldet habe.

Langsam wurde mir nach ein bisschen Recherche in den folgenden Wochen bewusst, was ich angestellt hatte. :-D Nach einem kurzen Emailverkehr mit der Wettbewerbsleitung habe ich dann für mich entschieden, definitiv teilzunehmen. Dazu aber dann bestimmt ein anderes Mal mehr.

Am zweiten Wertungstag ging die Aufgabe nach dem Abflug Richtung Westen in den Schwarzwald, nach Vöhrenbach. Von dort sollte es dann in den Norden nach Freudenstadt gehen. Sollte. Ich bin guten Mutes Richtung Wende geflogen, da ich natürlich die Profis vor mir wegfliegen sah (ich konnte nichtmal Wasser tanken). Bis Villingen ging das ziemlich gut, da war ich immer irgendwo zwischen 1600m und 1850m. Dann einfach Kurs Richtung Wende geflogen und dabei wohl sauber ein Abwindband erwischt. Gemäss Logfile ging es jedenfalls ständig mit -1.5 - -2m/s abwärts. Dazu muss ich noch erwähnen, dass wir die ganze Woche eine Warmluftsituation hatten. Wer Warmluft kennt, weiss, dass tief runterfliegen keine Option ist. ;-)

An der Wende war ich dann nur noch auf 1500m, 500m über Grund. Zügig bin ich dann nördlich in die Hügelzüge reingeflogen, immer im Glauben, dass dann jetzt sicher gleich was kommt. Irgendwo dann noch einen 0.2m/s stehen gelassen (kommt bestimmt was besseres, dachte ich). 300m über Grund. Ok, jetzt den Task vergessen, es geht erstmal um Landeoptionen und dann ums Überleben. Ich konnte in einem sanften, erhöhten Tal eine frisch gemähte, kurze Wiese ausmachen und habe mir diese als Landefeld gefixt. Dann ging der Kampf los. 50m plus, 50m minus. Vielleicht dort drüben bei den Häusern? 50m plus, 50m minus. Oh, da kreist ein Vogel. 50m plus, 50m minus. Gefühlt war ich da eine Stunde am kämpfen, bei Warmluft, in 200m Grund, immer mehr oder weniger im rechten oder linken Gegenanflug oder dem verlängerten Endteil für das Feld. Dann nach den nächsten 50m minus kamen dann die 50m plus nicht mehr. Fahrwerk raus, Klappen raus, Bremsen gesetzt und schon stand ich bei schönstem Frühsommerwetter an einem guten Flugtag um 13 Uhr mitten im Schwarzwald. Verdammt!

Ich wusste von meinem Überlebenskampf, dass das Feld in der Nähe von einer Strasse mit einigen Häusern und einer Autowerkstatt war. Da ich ohne Rückholer am Wettbewerb war, musste ich mir einen Weg suchen, meine damalige LS3 vom Feld zu holen. Eine lange Rückholaktion mit Anhalter, Bus, Zug, Auto und 12 Stunden später war diese dann wieder auf dem Flugplatz.

Der Schwarzwald war für mich ebenso zur unliebsamen Gegend geworden und es sollte eine Weile dauern, bis sich das veränderte.

Ein Jahr später folgte ich dem Ruf vom Hotzenwaldwettbewerb. Eigentlich wollte ich bereits im 2017 daran teilnehmen, jedoch ging es zeitlich nicht. Der Wettbewerbsleiter Marcus Neubronner hat mir aber damals bereits gesagt, ich solle doch im 2018 kommen, er würde sich sehr freuen. Nun, der Hotzenwaldwettbewerb beinhaltet gezwungenermassen Schwarzwald, da der Flugplatz am südlichsten Schwarzwaldrand liegt. Eigentlich optimal gelegen, da Jura, Schwarzwald und schwäbische Alb fast gleichermassen offenstehen.

Da konnte ich dann in einer sehr familiären und freundschaftlichen Atmosphäre endlich gute Lernfortschritte im Schwarzwald machen. Ich glaube, endgültig den Knopf geöffnet hat mir der schwierige Flug mit der grossen Regenzelle um Freudenstadt (hier zum Beitrag).

An diesem Tag wurde einen Racing-Task mit Wendepunkten in Klosterreichenbach, Rötenbach und Hayingen ausgeschrieben. Der Task war damit 406km lang. Nach einem etwas späteren und nicht ganz einfachen Abflug kam dann schon 30km vor Freudenstadt langsam Ernüchterung auf. Es gab ein grosses, kreisrundes Loch ohne konvektive Bewölkung. Die vorher abgeflogenen meldeten sich auch einer um den anderen am Funk, dass da absolut nichts mehr gehen würde. Da wurde mir bewusst, dass ich kaum eine Chance haben werde, die Wende auf direktem Weg sinnvoll anzufliegen, wenn ich mich nicht auch in die Täler reinfallen lassen wollte. Die Westkante des Schwarzwalds Richtung Rheintal sah aber sehr gut entwickelt aus, wenn auch mit sehr tiefer Basis um 1300-1400m. Da hat man aber immer viele Landeoptionen, da man sich jederzeit in's Rheintal rausfallen lassen kann und sofort 600-800m mehr unter den Flügeln hat.

Das hat dann auch funktioniert! Endlich mal eine kreative Lösung im Schwarzwald, die belohnt wurde! Ich konnte mich bis zur Hornisgrinde vorarbeiten, war dann da auf ca. 1470m. Da der Wendekreis hinten raus mit einem 90° Radius von 10km definiert war, hatte ich nun die Chance, den Radius von hinten anzupieksen und danach gleich wieder in den Westen abzuhauen. Ganz vorsichtig bin ich die paar Kilometer reingeflogen und hab dabei jeden Meter mitgenommen, den es gab. Der Schwarzwald sieht an dieser Stelle extrem unsympathisch aus, jedoch wusste ich, dass ich mindestens drei Optionen hatte. Zwei Landefelder im Schwarzwald sowie Rausfallen nach Westen. Das ging dann tatsächlich - zwischenzeitlich konnte ich knapp 1600m Flughöhe rausquetschen. Das reichte dann dicke, um wieder nach Westen unter die tiefe, aber gut funktionierende Basis zu kommen. Diese hat mich dann mit ständig ansteigender Basis wieder in das gute Gebiet im Süden getragen und mir die Wende gerettet.

Ich glaube, bei dem Flug habe ich definitiv meinen Knopf mit dem Schwarzwald geöffnet. Ich wusste, er kann eigenwillig sein. Ich wusste, er hat unlandbares Gebiet. Ich wusste, man muss immer geplant fliegen im Schwarzwald. Aber ich wusste nun auch, dass er verdammt gut gehen kann und dass er kreatives Fliegen auch mal belohnt.

Dieses neu gewonnene Vertrauen in das Gebiet konnte ich dann mit einem Tagessieg sowie einem dritten Platz (von 22 Teilnehmern) bei Schwarzwaldflügen an der Schweizer Meisterschaft bestätigen. Zum Tagessieg verhalf mir unter anderem das Wissen um die Hornisgrinde. Der Wendepunkt an diesem Tag lag nämlich exakt an diesem bereits bei der Regenflucht angeflogenen Fernsehturm.

Nur sank an der Schweizer Meisterschaft an dem Tag die Basis von vorher 2000-2200m dann zur Hornisgrinde auf 1500-1600m ab, was über Grund dann noch ca. 400m entsprach. Viele hatten zurecht Respekt vor dieser Situation, nur vermutete ich zu dem Zeitpunkt, dass ich bei der Hornisgrinde rechts abbiegen kann, 90° vom Kurs weg. Direkt in das optisch hässliche Gebiet, es sieht einfach unlandbar aus. Eigentlich müsste da dann der Bart kommen, der mir damals diese 1600m spendiert hatte. Zuerst eierte ich ein wenig rum, +0.5m/s da, -2m/s dort.

Dann konnte ich mich gegen alle Zweifel (was hab ich jetzt wieder für einen Mist zusammengeflogen?) wehren. Da Einstrahlung, da Geländekanten, da Wind, ok, da vorne muss es gehen. Schnell hin und dann hat sich ein wohliges Gefühl eingestellt. Mit bis zu 3m/s ging es wieder auf Arbeitshöhe und ohne grosse Mühe konnte ich weiterfliegen.

Das war dann auch die richtige Entscheidung, andere Piloten haben sich mühsam an der Kurslinie zurückgehangelt und ich konnte rechts ab direkt anhängen. Danach war es ein Leichtes, diesen taktischen Vorteil mit fast 4km/h Vorsprung nach Hause zu bringen.

Die Krone gab sich der Schwarzwald dann gleich selbst, als am Klippeneck Wettbewerb 2018 am letzten Wertungstag kurz nach Alpirsbach dann einfach noch mal so 5.2m/s standen, von 2000m bis auf 2700m.

Schwarzwald – Du bist definitiv mein Freund geworden.


Sturmtief Fabienne – spontan ist immer gut

Eigentlich bin ich heute nur kurz am Morgen auf den Flugplatz, um die DG500 Umschulung wegen der bevorstehenden Ziellandekonkurrenz zu machen. Aus zwei Gründen wollte ich am Mittag wieder weg sein: Viel Arbeit, die auf mich wartet sowie noch die letzten Anzeichen der vorangegangenen Grippe zum auskurieren.

Deswegen habe ich mich jetzt auch nicht so krass mit dem Wetter auseinandergesetzt, da es nur drei Schulungsflüge geben sollte. Bereits beim Schlepp war es aber sehr turbulent und wir hatten auf 1200m bereits rund 55km/h Wind. Okay - noch nicht viel dabei gedacht, bisschen rumgeturnt mit der Fluglehrerin und dann zur Landung angesetzt. Wieder am Boden ist dann noch ein alter Hase am Platz aufgetaucht. Plötzlich stand das Thema Welle zur Diskussion und es waren tatsächlich einzelne Rotorflusen und ein Wellen-Wolkenband auszumachen. Irgendwann nach einer halben Stunde rumdiskutieren habe ich mich dann spontan dazu entschieden, meinen geliebten Ventus aufzubauen und auf Wellenjagd zu gehen.

Der Ventus war schnell bereit und dann habe ich auch noch ein bisschen Wasser getankt, um gegen den starken Wind ein Argument zu haben. Bald hing ich dann am Schlepper und es ging tanzend raus Richtung Jura. Bereits ab 1200m wurde es ruhig, jedoch noch ohne verwertbares Steigen. Leider ging da meine Funktaste dann nicht und ich musste ohne Verständigung mit dem Schlepper bald klinken. Kurz den Einstieg gesucht, kläglich gescheitert und nach 30 Minuten auch bereits wieder gelandet - Wasser natürlich auch gleich wieder draussen (ja ich weiss, war sehr sinnvoll ;-) ).

Eigentlich bin ich dann direkt vor den Hänger gerollt. Dann habe ich auf Glidertracker ein anderes Segelflugzeug auf 3000m mit leichtem Steigen gesehen. Kurz darauf habe ich mir gedacht, «sch***** drauf, jetzt bin ich schon hier» und habe den Ventus erneut an den Start gezogen. Wieder ein sehr sportlicher Start, eher noch ein bisschen turbulenter als der erste Start. Na das kann ja heiter werden ;-) . Diesmal ging dann aber wenigstens die Funktaste noch, auch nach dem Start. Nun hat mich der Schlepper an den Chomont gezogen, in eine kleine Lücke in den Wolkenbändern. Da fing es dann leicht an zu gehen, musste dann aber gleich wieder klinken, weil die Wolkendecke im Weg stand. Diesmal war ich aber auf 1800m und somit besser im Spiel.

Dann gings endlich laminar mit 1.5m/s hoch, nur das Finden und Ausnutzen der Lücken war erst ziemlich schwierig. Dann habe ich mich anhand der Sonneneinstrahlung am Boden orientiert und jetzt ging es ab. 1-2m/s, laminar, einfach nur hoch. 2100m, 2300m, bei 2550m das erste Mal staunende Kraftausdrücke über den Funk übermittelt, nur um mit jedem weiteren Meter noch mehr über die sich ergebende Kulisse zu staunen. Den Ventus auf 80km/h ausgetrimmt und einfach mal nur noch genossen. Irgendwann war ich dann bei 3000m, dann flog ich ein wenig Richtung Westen und versuchte dann noch weiter in den Jura rein einzusteigen. Weiter hinten hatte ich aber nie mehr als 0.2m/s, der Wind nahm aber weiter zu, teilweise um die 90km/h, auch der Groundspeed fiel jetzt in den einstelligen Bereich.

Irgendwann ist mir dann die Lust vergangen, hinten an Les Eplatures immer zwischen 2250m und 2300m rumzuhangen und nicht mehr hoch zu kommen. Deshalb habe ich dann Richtung Platz abgedreht. Am Chasseral wurde es dann bockig - aha, Rotor. Innerhalb von 20 Sekunden hat der mich wieder in die Welle geschmissen und es ging wieder mit 2m/s hoch. Nochmals auf 3000m, gestaunt, genossen.

Jetzt war aber genug - Bremsen voll gezogen und Richtung Platz geschossen.

Was war das für ein geniales Schauspiel der Natur!

https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=6918095

 


Einfach geradeaus

Was für ein Herbstflug!

Obwohl die Prognosen für heute immer durchmischter wurden, haben wir uns heute zu siebt zusammengefunden, um nochmals ein bisschen Thermik zu schnüffeln. Das war dann auch absolut die richtige Entscheidung! Die Basis lag teilweise bei gegen 2800m.

Im Jura ging es dann bald mit 2-3m/s zur Sache und ich konnte bis fast nach Genf runterfliegen.Kurz nach Fort le Rousse habe ich dann gewendet und bin in den Osten, bis kurz vor die TMA. Dann nochmals bei absterbender Thermik Richtung Westen, bis Höhe Yverdon am Chasseron, da habe ich dann definitiv gewendet.

Zuerst wurde es noch eng, weil es ziemlich Choron-Effekt gab (Abwind am Jura-Südhang der oft abends ab 17 Uhr einsetzt), ging aber dann zum Schluss sehr gut.

Toller Flug, insbesondere für September!

https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=6903947

 


Die Fly-In Aktion im BWLV Adler

Der Adler - das Magazin vom BWLV hat über das Fly-In berichtet und auch meine Hinflug-Aktion reingenommen :-D